Öl-Trader sichern sich ab

Wenn man hohe Long-Positionen eröffnet hat, wäre es sicherer, einen Teil der Gewinne mitzunehmen, da der Ausgang des Opec+-Gipfels nur schwer zu prognostizieren ist. Investoren können darüber lediglich spekulieren, wie viele zusätzliche Barrels auf den Markt von der Allianz kommen, die rund 40 % der Weltlieferungen kontrolliert. Man geht grundsätzlich von der Erhöhung der Fördermengen um 1,5 Mio. Barrel pro Tag ab April, darunter 1 Mio. in Saudi-Arabien, aus. Aber wer weiß da Bescheid, was der nächste Gipfel mit sich bringt?

Die Investoren bevorzugten es, vor dem wichtigen Treffen des Ölkartells sicherzugehen und haben ihre Netto-Long-Positionen in den beiden bedeutendsten Sorten erstmals seit 16 Wochen um umgerechnet rund 9 Mio. Barrel verringert. Nachdem im November 2020 die Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus erfolgreich getestet wurden, stockton die Hedgefonds ihre Kaufpositionen ständig auf, um 548 Mio. Barrel insgesamt. Infolgedessen ist die Rohölsorte Brent seit Anfang 2021 um 23 % und WTI um 25 % angestiegen.

Kursentwicklung der wichtigsten Rohölsorten im Tageschart


Der Aufwärtstrend stützt sich auf eine feste Grundlage: Weltreserven schrumpfen äußerst rasch angesichts der Lücke, die zwischen der steigenden globalen Nachfrage und dem Angebot entstanden ist. Der Frost in den Vereinigten Staaten und die Tatsache, dass sogar erbitterte Befürworter der Förderungsanhebung sich selbst nicht dazu bringen können, die Produktion tatsächlich zu steigern, regen das Interesse für das schwarze Gold an. Nach Schätzungen von Reuters ist die Förderung in Russland trotz allen Erhöhungsplänen im Februar von 10,16 Mio. auf 10,1 Mio. Barrel pro Tag gesunken.

Gewisse Sorgen bereiten den Brent- und WTI-Bullen der chinesische Einkaufsmanagerindex für verarbeitendes Gewerbe, der im Februar den tiefsten Stand seit neun Monaten erreicht hat, und die Stärkung des US-Dollar. Im Gegensatz zu den anderen Notenbanken, die versuchen, die steigende Staatsanleiherendite abzufedern, behauptet die Federal Reserve immer noch, es gebe nichts zu befürchten. Die steigende Divergenz zwischen dem Nominalzins und der Rendite am amerikanischen und anderen Rentenmärkten macht die US-Vermögenswerte attraktiver, erhöht die Nachfrage nach dem Dollar und wirkt ungünstig auf dem fossilen Rohstoff aus.

Unserer Ansicht nach haben die oben genannten Faktoren einen kurzfristigen Charakter. Der Rückgang des Einkaufsmanagerindex im Reich der Mitte ist zu einem bestimmten Maße auf das Neujahrsfeiern zurückzuführen. In den USA steigt die Nachfrage hingegen schneller als die Produktion. Das ist ein gutes Zeichen für chinesische Exporte und das Bruttoinlandsprodukt. Die Dollar-Bären sollten keine Angst vor den Bloomberg Prognosen haben, laut deren die US-Wirtschaft um 7,6 % wachsen würde, falls das Fiskalpaket in Höhe von 1,9 Billionen Dollar von dem Kongress verabschiedet wird. Durch die Vereinigten Staaten angetrieben, dürften auch Europa und andere Kontinente den Aufschwung erreichen, was wiederum zur Senkung des Dollar Index führen wird.

Die Korrektur der wichtigsten Rohölsorten schafft somit günstige Bedingungen für die Käufe zu relativ niedrigen Preisen. Nach dem Treffen der Opec+ werden die Bullen sicherlich wieder in den Markt einsteigen und alle Kräfte daran setzen, zum Aufwärtstrend zurückzukehren.

Betrachten wir den Wochenchart von Brent aus der Sicht der technischen Analyse, so ist die Unfähigkeit der Käufer, den Pivot-Level von 64,85 Dollar pro Fass zu überwinden, das erste Zeichen ihrer Schwäche gewesen. Der Rücksetzer wirkt logisch, aber die ausgebildete Wolfe-Wave-Formation spricht für die Stabilität des Aufwärtstrends. Es wird empfohlen, das schwarze Gold bei den Rücksetzern zu den Niveaus von 62,15, 61 und 59,5 Dollar zu kaufen.

Brent - Wochenchart