Zweiter Atemzug der EZB: Europäische Aktienmärkte zeigen sich zuversichtlich im Plus

Am Freitag verzeichnen die führenden Börsenindizes in Westeuropa einen beeindruckenden Anstieg. Ein entscheidender Faktor für die Unterstützung der Aktienkennzahlen heute war die Veröffentlichung der Ergebnisse der September-Sitzung der Europäischen Zentralbank am Vortag. Zusätzlich lieferten starke statistische Daten aus China eine weitere Motivation für die europäischen Indizes.

Zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels hatte der Gesamtindex der größten europäischen Unternehmen Stoxx Europe 600 um 0,8% zugelegt. Der französische CAC 40 stieg um 1,36%, der deutsche DAX um 0,92% und der britische FTSE 100 sprang um 0,63% an.

Gewinner und Verlierer

Die Aktienkurse der europäischen Ölkonzerne TotalEnergies und Shell stiegen um 0,5% bzw. 0,3%.

Die Aktien der britischen Firma Games Workshop, die Brettspiele und Zubehör produziert, stiegen um 12%. Das Unternehmen berichtete gestern über eine Steigerung des Umsatzes im dritten Quartal um 14% im Jahresvergleich. Inzwischen stieg der Vorsteuergewinn um 46%. Darüber hinaus kündigte Games Workshop eine Dividende von 50 Pence pro Aktie an.

Die Marktkapitalisierung des dänischen Pharmaunternehmens Bavarian Nordic stieg um 3,5%.

Der Aktienkurs des deutschen Mischkonzerns Siemens, der in den Bereichen Elektrotechnik, Elektronik und Energietechnik tätig ist, stieg um 2,3%.

Die Wertpapiere der französischen Luxusgüterhersteller LVMH und Kering legten um 3,6% bzw. 2,8% zu.

Die Aktienkurse der italienischen Bankengruppen BPER Banca, Banco BPM, UniCredit und Intesa Sanpaolo stiegen um 1,5%, 1,4%, 1,2% bzw. 1,1%.

Gleichzeitig sank die Marktkapitalisierung der italienischen Banken Banca Monte dei Paschi di Siena und FinecoBank um 0,4% bzw. 0,1%.

Der Aktienkurs des schwedischen Unternehmens Hennes & Mauritz, das das zweitgrößte Bekleidungsgeschäftenetz in Europa betreibt, fiel um 4,6%. Im dritten Quartal des Finanzjahres verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz, der unter den Erwartungen des Marktes lag.

Marktstimmung

Am Donnerstagabend wurden die Ergebnisse der Sitzung der Europäischen Zentralbank veröffentlicht. Am Vortag beschloss der Regulator, alle drei Schlüsselzinsen um 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen.

Demnach erhöhte die EZB aufgrund des September-Meetings den Basiskreditzins auf 4,5%, was einen neuen historischen Rekord darstellt, den Einlagenzinssatz auf 4% und den Marginalkreditzins auf 4,75%. Während der Rede nach dem Treffen gaben Vertreter der europäischen Regulierungsbehörde zu verstehen, dass diese Erhöhung möglicherweise die letzte in diesem Zyklus sein könnte. Darüber hinaus veröffentlichte die Zentralbank am Vorabend makroökonomische Prognosen für die Länder der Währungsunion.

Heute analysieren Händler Daten aus den Ländern der Eurozone und aus China. Laut der endgültigen Bewertung der französischen Nationalen Statistikbehörde Insee stiegen die Verbraucherpreise im August im Jahresvergleich um 5,7%. Zur Erinnerung, im Juli betrug die Inflationsrate 5,1%.

In der Zwischenzeit gab das Statistische Amt Chinas bekannt, dass die industrielle Produktion im Land im vergangenen Monat gegenüber dem Vorjahr um 4,5% gestiegen ist. Im Juli lag dieser Wert bei 3,7%. Analysten hatten für August lediglich einen Anstieg der Industrieproduktion um 3,9% prognostiziert.

Im August stiegen die Einzelhandelsumsätze im Land um 4,6% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2022. Im Juli dieses Jahres lag dieser Wert bei 2,5%. Experten erwarteten im Durchschnitt einen Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 3% im August.

Am Donnerstag spritzte die People's Bank of China gemäß dem langfristigen Kreditprogramm 591 Milliarden Yuan in den Finanzsektor des Landes. Darüber hinaus wurde gestern bekannt, dass die Aufsichtsbehörde die Mindestreservesatz für die meisten Banken um 0,25 Prozentpunkte gesenkt hat. Dieser Schritt der Zentralbank könnte eine größere Liquidität in das Finanzsystem freisetzen.

Ein weiterer wichtiger Unterstützungsfaktor für den europäischen Aktienmarkt war am Freitag auch der positive Trend an den US-Aktienmärkten, der am Vortag verzeichnet wurde. So stieg der Börsenindex Dow Jones Industrial Average um 0,96%, der S&P 500 legte um 0,84% zu und der NASDAQ Composite gewann 0,81%.

Handelsergebnisse vom Vortag

Am Donnerstag schlossen die führenden Börsenindizes im grünen Bereich. Dabei verzeichneten die Wertpapiere von Unternehmen aus dem Bereich der Ölverarbeitung und Rohstoffgewinnung den größten Anstieg, während die Wertpapiere der Automobilhersteller den kleinsten Anstieg zeigten.

Der kombinierte Index der größten europäischen Unternehmen, der Stoxx Europe 600, stieg um 1,52%. Der französische CAC 40 legte um 1,19% zu, der deutsche DAX stieg um 0,97% und der britische FTSE 100 erhöhte sich um 1,95%.

Die Aktien der deutschen Automobilhersteller Volkswagen, Porsche, BMW und Mercedes-Benz verloren hingegen jeweils 1,5%, 2,9%, 2,1% und 1,6% an Wert.

Die Aktienkurse der größten finanziellen Kreditgruppe Spaniens, Banco Santander, sind um 0,9% gesunken. Gestern wurde bekannt, dass Santander Consumer Bank ihre Filialen in Italien aufgrund der immer beliebter werdenden digitalen Bankdienstleistungen schließt.

Die Marktkapitalisierung des italienischen Lkw-Herstellers Iveco Group ist um 0,2% gesunken, nachdem bekannt wurde, dass Anna Tanganeli ab dem 1. Dezember zur neuen Chief Financial Officer des Unternehmens ernannt wird. Derzeit bekleidet diese Position Francesco Tanzi.

Der Aktienkurs des niederländischen Investmentunternehmens Exor ist um 5,3% gestiegen. Zuvor genehmigte das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 1 Milliarde Euro. Darüber hinaus hat sich der Nettogewinn von Exor im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr verachtfacht.

Der Aktienkurs des britischen Bergbaukonzerns Anglo American stieg um 7,7%. Die Aktienkurse des weltgrößten Bergbauunternehmens BHP Group erhöhten sich um 4,1%. Die Marktkapitalisierung des australisch-britischen Konzerns Rio Tinto stieg um 4,7%. Der Aktienpreis des schweizerischen Rohstoff- und Seltenerdmetallanbieters Glencore stieg um 4,4%. Der wesentliche Anreiz für den Anstieg der Aktienkurse dieser Unternehmen war der deutliche Anstieg der Preise für feste Rohstoffe auf den Weltmärkten, insbesondere für Kupfer.

Die Aktienkurse der europäischen Ölunternehmen British Petroleum, TotalEnergies und Shell stiegen um 2,1%, 1,7% bzw. 2,4%. Der Hauptfaktor, der diese Aktien unterstützte, war der beeindruckende Anstieg der Weltölpreise.

Die Aktienkurse des schweizerischen Pharmaunternehmens Idorsia Ltd. stiegen um 7,8%.

Die Marktkapitalisierung des europäischen Internet-Einzelhändlers THG Plc fiel um 21,3%.

Der Aktienpreis der deutschen Industriegruppe Thyssenkrupp sank um 1%, nachdem über Neuigkeiten zur Umstrukturierung der Aktivitäten im Bereich Dekarbonisierung berichtet wurde.